Als LehrerInnen tragen wir die Verantwortung, für jedes Kind individuell die passende Flöte auszuwählen.
Dabei sollte die Gesundheit absolut im Vordergrund stehen, besondere Aufmerksamkeit muss auf die Wirbelsäule gerichtet werden. Dies gelingt nur, wenn für jede Körpergröße die passende Flöte zur Verfügung steht. Auch spieltechnische Entwicklungen sind weitgehend davon abhängig, ob Kind undFlöte gut zusammenpassen!
Ein kurzer Rückblick
Flöten sind zusammen mit Schlaginstrumenten die historisch ältesten Musikinstrumente der Menschheit, neueste Funde datieren bis zu 35 000 Jahre zurück und waren aus Knochen. Flöteninstrumente entsprechen einem tief im Wesen des Menschen verwurzelten Bedürfnis sich über den Atem auszudrücken, auch von daher kommt wohl die Faszination, die sie auf Kinder ausüben.
Die frühesten Abbildungen von Querflöten finden sich bei den Etruskern im 1. oder 2. Jh. v. Christus. Da sie zu dieser Zeit nicht mehr aus Knochen, sondern aus Holz oder Bambus gefertigt wurden, gibt es keine erhaltenen Flöten. Abbildungen begleiten also für lange Zeit die Geschichte der Flöte.
Die Querflöte erlebte in der Barockzeit eine Hochblüte, war damals jedoch von der Handhabung her betrachtet ein völlig anderes Instrument. Mitte des 19.Jh. wurde die Querflöte durch den Virtuosen und gelernten Goldschmied Theobald Böhm in Zusammenarbeit mit dem Physiker Karl Emil von Schafhäutl (Universität München) neu konstruiert und erhielt ihre bis heute übliche Länge, Form und Klappenmechanik.
Erst in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jh. setzte sie sich in den Orchestern international durch und wurde nach ihrem Erfinder als Böhmflöte bezeichnet. Darauf folgte eine Phase der Neuorientierung der Pädagogik, erste Schulen „Für die Böhmflöte“ wurden veröffentlicht.
Diese Schulen waren in ihrem Aufbau jedoch eindeutig nicht an Kinder gerichtet.
Für dieses nunmehr chromatische und wendige Instrument wurde viel neue Literatur von bedeutenden Komponisten, aber auch komponierenden Virtuosen geschrieben. Diese Betrachtungen sind insofern von Bedeutung, als die von Th. Böhm entwickelte Flöte nun eine rascheEntwicklung vom Orchesterinstrument zum Soloinstrument vollzog.
Marcel Moyse, einer der ersten konzertierenden Solisten auf der modernen Flöte, begnadeter Pädagoge und Methodiker hinterließ mit technischen Übungen und Etüden jenes Fundament, auf dem die Pädagogik der Gegenwart aufgebaut wurde.
Nach dem 2. Weltkrieg erlebten wir die ersten Flötisten wie J. P. Rampal, A. Nicolet und in der Folge J. Galway , welche einen internationalen Bekanntheitsgrad erlangen konnten, der weit über das flötenspezifische Publikum hinausreichte.
Die Querflöte wurde zum Modeinstrument der 70er und 80er Jahre, sie begleitete die Hippie Bewegung und wurde auch ein Lieblingsinstrument der Kinder.
Der technische Anspruch an die Perfektion nahm ständig zu, der Flötenbau entwickelte sich rasant, U Kopfstücke kamen für Kinder auf den Marktund das Alter der jungen Flötenanfänger sank kontinuierlich bis hin zu 7- bis 8-jährigen Kindern. In den Achtzigerjahren wurdeein kindgerechtes leichteres Instrument auf den Markt gebracht und bewirkteein weiteres Absinken des Alters von AnfängerInnen bis hin zu 5- bis 6-jährigen Kindern.
Trotzdem gab es viele Kinder, die auf großen graden Flöten zu spielen begannen oder viel zu früh von den U- Köpfen auf gerade Köpfe wechselten.
Die Gründe hiefür lagen und liegen in den spieltechnischen Mängeln der U- Kopf Flöten.
Auf nebenstehender Abbildung sieht man ein ca. 8-jähriges Kind, das mit einer großen, geraden Flöte spielt.